BiOfunk (34): Nahrungsketten – Ein Geier braucht kein Schmerzmittel

Es ist ein brutales Massensterben. Von ursprünglich 40 Milionen Tiere sind innerhalb von nur 20 Jahren 99 % verschwunden. Es gibt kein vergleichbares Massensterben in der jüngeren Geschichte. Und doch ist es kein Thema für große Schlagzeilen. Wahrscheinlich, weil keine Robbenbabys, Wale oder Bienen betroffen sind. Sondern Geier. Und die sind nunmal keine Sympathieträger. Dennoch sind die Folgen dieses Massensterbens für Indien katastrophal. Nahrungsketten sind nachhaltig gestört und auch die Gesundheit des Menschen ist gefährdet. Wir betrachten im BiOfunk die Ursachen und Folgen des Geiersterbens. Und das komplizierte Geflecht aus Rindern, Geiern, Hunden und einem Schmerzmittel.

Geier haben die Funktion einer Müllabfuhr. Sie entsorgen tote Tiere. Krankheitserreger können ihnen in der Regel nichts anhaben. In Indien helfen sie bei der Beseitigung von toten Rindern.
Doch in den 1990er Jahre sank die Geierzahl rapide. Die Tiere fielen vielerorts einfach tot um, verendete Geier hingen in den Bäumen.
Was war die Ursache? Es gab verschiedene Hypothesen: Giftige Chemikalien könnten der Auslöser sein, oder Krankheitserreger, Viren oder Bakterien.
Schließlich wurde das Medikament Diclofenac als Ursache identifiziert.

White-rumped vulture (Gyps bengalensis) Flock gathered near carcass Photograph by Shantanu Kuveskar

Abb. 1: Bengalgeier an einem Kadaver

Nicht nur in Indien sind Geier bedroht. Weltweit gehen die Bestände zurück, mit teils dramatischen Folgen für die betroffenen Ökosysteme. In Indien stieg z.B. die Zahl wildlebender Hunde. Dadurch breitete sich auch die Tollwut aus

Diclofenac

Abb. 2: Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Diclofenac

Rabid dog

Abb. 3: Tollwütiger Hund


Weitere Informationen

Der Standard: Afrikas Geiersterben bedroht die Menschen

Frankfurter Rundschau: Vögel hängen tot in den Bäumen

Smithsonian Magazine: The Vanishing