Den Pfau sollte es eigentlich gar nicht geben. Die natürliche Auslese sorgt dafür, dass Tiere vor ihren Fressfeinden geschützt sind, z.B. durch Tarnung oder schnellem Fluchtverhalten. Der Pfau dagegen ist qietschebunt und durch sein ausladendes Ferderkleid eher schwerfällig. Durch die natürliche Auslese lässt sich das nicht erklären. Stattdessen ist hierfür eine weitere Triebkraft der Evolution verantwortlich: Die sexuelle Selektion. Damit beschäftigen wir uns im BiOfunk und beantworten die Frage, warum der Pfau so bunt ist und Hirsche ein prächtiges Geweih haben …
Neben der natürlichen Auslese gibt es im Tierreich eine weitere Evolutionskraft: Die Sexuelle Selektion. Diese Triebkraft sorgt bei vielen Tierarten dafür, dass sich männliche und weibliche Tiere einer Art deutlich unterscheiden. Bei den Pfauen z.B. trägt nur das Männchen das auffällige, extravagante Federkleid (Abb. 1). Die Weibchen sind dagegen recht unscheinbar.
Die männlichen Vögel konkurrieren um die Weibchen. Und ein weiblicher Vogel wählt aus den Verehrern den Vogel aus, mit dem sie sich paaren möchte. Das ist das Grundprinzip der sexuellen Selektion.
Aber warum wählen Weibchen überhaupt Männchen mit einem prächtigen Federkleid aus?
Hierzu gibt es verschiedene Erklärungsversuche:
Die Handycap-Theorie geht davon aus, dass üppige Verzierungen wie beim männlichen Pfau ein Zeichen für Stärke und damit für gute Gene sind. Das Pfauenmännchen muss über einen sehr effizienten Stoffwechsel verfügen, muss in der Lage sein, reichlich Nahrung für sich zu besorgen und muss kräftig genug sein, um trotz aller Einschränkungen den Fressfeinden zu entkommen (Abb. 2).
Eine weitere Theorie stellt den Zusammenhang zwischen den Verzierungen und dem Gesundheitszustand heraus. Tiere, die z.B. viele Parasiten in sich tragen, sind geschwächt. Deshalb sind sie nicht in der Lage, farbenfrohe Verzierungen auszubilden.
Männchen konkurrieren um Weibchen. Das Männchen, das die anderen Mitbewerber besiegen oder vertreiben kann, bekommt Zugang zum Weibchen und kann sich fortpflanzen. Diese Konkurrenz zwischen den Männchen sorgt ebenfalls für sexuelle Selektion. Männchen, die aufgrund bestimmter Eigenschaften erfolgreicher im Wettkampf sind, vererben diese Eigenschaften an ihre Nachkommen. Dadurch entwickelten sich bei vielen Tierarten regelrechte Waffen. Das Hirschgeweih ist ein gutes Beispiel. Es dient weniger der Abwehr von Fressfeinden, sondern dem Konkurrenzkampf zwischen den männlichen Hirschen. Die sexuelle Selektion führte zur Entwicklung prächtiger Geweihe (Abb. 3).
Weitere Informationen
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Scinexx: Werbeverhalten mit Lebensgefahr
FAZ: Ornament ist kein Verbrechen
Scientific American The Weapons of Sexual Rivalry
Wikipedia Secondary sex characteristic
New York Times Challenging Mainstream Thought About Beauty’s Big Hand in Evolution
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